Das Sossusvlei - Namibias landschaftliches Highlight inmitten der Namib Wüste - ist eine von mächtigen Sanddünen umschlossene Lehmsenke. Die Dünen erreichen teilweise Höhen von 300 Metern und gehören damit zu den höchsten der Welt. Sehr selten, nach heftigen Regenfällen, füllt sich die Lehmsenke mit Wasser. Durch die kaum wasserdurchlässigen Lehmschichten bleibt der flache See dann noch eine Weile bestehen.

Die Dünen der Namib Wüste entstanden im Laufe von etwa 80 Millionen Jahren. Sand, vom Oranje Fluss unablässig ins Meer gespült, wurde durch den Benguela Strom an der Küste entlang nordwärts transportiert. Die Brandung schob den Sand an Land. Küstendünen entstanden, die durch den Wind landeinwärts verlagert wurden.

Die Sossus-Sandformation verändert sich ständig. Der Reichtum der Farben und ihr Wechsel im Laufe des Tages ist verzaubernd. Mit einem Farbenspiel von Goldgelb und Ocker bis zu Rosa, von kastanienfarben bis zu intensivem Ziegelrot, das je nach Tageszeit blasser oder kräftiger ist, bilden diese Dünen im ersten und letzten Tageslicht eines der beliebtesten Fotomotive der Welt.

Als Baum wächst hier hauptsächlich der Kameldornbaum. Man erkennt ihn an den halbmondförmigen, grau-grünen, wolligen Schoten, die nahrhaftes Futter für viele Tiere sind. In einem so heißen und trockenen Gebiet können nur wenige größere Tierarten überleben. Zu ihnen zählt der Gemsbock oder Oryxantilope genannt. Gemsböcke haben ein effektives System, um in extremer Hitze zu überleben. Ein dichtes Adernetz vor dem Hirn in der Nasenhöhle dient sozusagen als Hitzetauscher. Bei Körpertemperaturen von bis zu 45° C wird das Blut durch hecheln abgekühlt, bevor es ins Gehirn kommt. Auch Springböcke sind ab und an zu sehen. Vögel, verschiedene Eidechsenarten, Schlangen, Skorpione und Insekten leben an und unter niedrigen Büschen und Grasbüscheln, die ihnen Schutz und Nahrung bieten. Einige der Gräser und Pflanzen sind endemisch, d. h. sie wachsen nirgendwo anders auf der Erde. Die meisten Bewohner der Dünen fallen nur durch die Spuren im Sand auf, denn um der sengenden Hitze der Oberfläche zu entgehen, vergraben sie sich und werden erst nach Sonnenuntergang aktiv. Eine S-förmige Spur hinterlässt die Seitenwinder Viper (sidewinder adder) und der blinde Goldene Maulwurf, der direkt unter der Oberfläche durch den Sand "schwimmt" und eine deutlich erhobene Spur hinterlässt.

Bemerkenswert ist weiterhin der "long legged beetle" oder "head standing beetle" (Onymacris unguicularis), ein Käfer, der auf einen Dünenkamm klettert und dort den Hinterteil seines Körpers anhebt, damit sich der Nebel auf seinem Körper niederschlägt und kleine Tröpfchen bilden kann, die dann nach unten zum Mund des Käfers perlen und vom ihn aufgenommen werden. Auf diese Weise trinkt der Käfer eine Menge Wasser, die etwa 40 % seines Körpergewichts entspricht.

Der "long legged beetle" lebt nur in den von Nebeln regelmäßig bedeckten Gebieten des westlichen Teils der Dünen. Tagsüber läuft der Käfer auf der Suche nach Futter über den Sand oder gräbt sich in den Sand ein. Er tut das auch in der Nacht, nun aber, um sich vor der Kälte zu schützen.

Ein weiterhin bemerkenswertes Tierchen, das man leider nur äußerst selten zu sehen bekommt, ist die Anchieta Sandeidechse (Meroles anchietae) mit ihrem wie eine Schaufel oder Schippe aussehendem Maul. Sie kann, wie auch der "long legged beetle", bis zu 12 % des eigenen Körpergewichts als Wasser speichern, was für einen 75 kg schweren Menschen 7,5 Liter Wasser entspräche. Diese Eidechse führt eine Art Tanz auf, wenn der Sand zu heiß für ihre Füße wird. Sich mit dem Schwanz auf dem Sand abstützend hebt sie gleichzeitig das rechte vordere Bein zusammen mit dem linken hinteren Bein oder das linke vordere zusammen mit dem rechten hinteren Bein, und hält sie jeweils einige Augenblicke in die Luft und wechselt dann mit dem anderen Paar, um seine Füße abzukühlen. Wird es ihr dennoch zu heiß, so taucht sie in den Sand und "schwimmt" zu kühleren, tiefer gelegenen Sandschichten, wo sie es 24 Stunden lang oder sogar länger aushalten, denn in den Sand dringt genügend Luft ein.

Eine Pflanze, die man auf der Fahrt zum Vlei rechts und links der Piste sieht, ist die Nara, ein endemisches Kürbisgewächs mit langen Pfahlwurzeln, die bis ins Grundwasser reichen. Es gibt männliche und weibliche Pflanzen. Die weibliche Blüte hat eine dicke geschwollene Basis, aus der die Frucht wächst.

Die Nara ist einfach zu erkennen, denn sie besteht aus einem Gewirr von hellgrünen, vertikal gestreiften, dornigen Stämmchen. Sie hat sich den Wüstenbedingungen angepasst und hat nur wenige Millimeter Blätter und Blüten, um die Verdunstung zu minimieren. Die hellgrünen, dornigen Früchte werden blass gelborange und sind Nahrung und Spender von Feuchtigkeit für Tiere.

Noch immer lagert der Wind den Sand der Wanderdünen unablässig um. Auf dem flachen Luvhang treibt er die Sandkörner aufwärts bis zum Dünenkamm. Dort fallen sie im Windschatten frei herunter. Der Leehang ist darum stets erheblich steiler als der Luvhang.

Das Dünenmeer der Zentralnamib erstreckt sich auf über 300 km Länge und ist ca. 140 km breit.

Sesriem

Für Besucher sind nur die beiden bedeutendsten Sehenswürdigkeiten zugänglich: das Sossusvlei und der Sesriem Canyon.

Während der Tsauchab normalerweise trocken ist, gibt es Wassertümpel in der Tiefe seines Canyons. Die ersten Siedler mussten sechs Ochsenwagenriemen (Afrikaans: ses riem) zusammenbinden, um das Wasser von den Tümpeln hochziehen zu können.